Abbildung eines modernen Atriums mit Pflanzen und Grünpflanzen entlang der Gehwege und Balkone, erstellt in Archicad, mit Menschensilhouetten und orangefarbenen Blumen, die der üppigen Umgebung Farbe verleihen. Perfekte Inspiration für ein Modeling Monday-Projekt!

Modeling Monday mit Archicad!

Heute zeigen wir Ihnen das Projekt von Nadeshda Fursa, Absolventin der Hochschule Bochum.

Informationen zum Projekt:

Eine Ich-Erzählung
Meine Mutter hatte schon länger versucht, mich davon zu überzeugen, meine Großmutter zu besuchen, doch immer kam etwas dazwischen. Nun spricht die ganze Stadt davon, dass unser ehemaliges Kaufhaus umgebaut worden ist – und ausgerechnet dorthin ist Großmutter gezogen! Anfangs war ich skeptisch. Wie soll man denn qualitativ in einem Kaufhaus leben? Doch schon beim ersten Anblick des umgebauten Gebäudes war ich erstaunt, wie sehr es sich verändert hatte. Die Fassade war zwar gleich geblieben, aber die vielen Rankpflanzen und die Menschen auf ihren Loggien ließen es viel lebendiger und weniger grau wirken.

Meine Großmutter liebt das Lesen, also beschloss ich, durch den Haupteingang zu gehen und mir den Bestand der neuen Bibliothek anzusehen. Beim Betreten des Gebäudes tummelten sich Leute an der Information, um Bücher auszuleihen, und links saßen Schüler in einer Art Nische und machten ihre Hausaufgaben. Einige weitere saßen um eine schräge Lichtsäule. Mir fiel sofort auf, dass je näher ich zum Kern der Etage kam, desto mehr Pflanzen zu sehen waren. Links von mir standen Bücherregale und ich war überrascht, wie ruhig es in diesem doch so großen Raum war.

Ich griff nach dem ersten Buch, das meiner Großmutter gefallen könnte, und begab mich zur alten Rolltreppe, die nun von allerlei tropischen Topfpflanzen umrahmt war. Beim Hochfahren blickte ich nach oben und war verblüfft: Über mir spannte sich eine gläserne Kuppel und darüber riesige tropische Pflanzen. Als ich die Tür der Kuppel öffnete, empfing mich ein Schwall warmer Luft. Dabei ist es draußen doch so kalt. Überall um mich herum waren Pflanzen, die ich teilweise noch nie gesehen hatte, und ich fühlte mich wie im Urwald. Nur die Menschen, die auf dicken Lehmbänken saßen, lasen und ihren Kaffee schlürften, erinnerten mich daran, warum ich eigentlich hier war.

Im zweiten Obergeschoss angekommen, wurde mir das Ausmaß des Gartens noch einmal bewusst, und ich sah, dass die Palmen bis an das gläserne Dach wuchsen. Fasziniert verfolgte ich den Flug eines Schmetterlings. Die Stimme meiner Großmutter holte mich aus meinen Träumereien. Wir umarmten uns herzlich und ich drückte ihr das Buch in die Hand. Sie erzählte mir lachend, dass es ein witziger Zufall sei, dass ich ihr genau dieses Buch mitgebracht hatte, denn ihre neuen Freunde haben viel davon geschwärmt. Sie drehte sich um und rief deren Namen, woraufhin zwei ältere Menschen mir mit einem strahlenden Lächeln zuwinkten. Sie wollten wohl gemeinsam in die Stadtmensa gehen, denn das taten sie jetzt jeden Donnerstag kurz bevor der Holzworkshop stattfand. Ich wollte schon immer, dass Großmutter mir zeigt wie man seinen eigenen Tisch baut.

Hintergrund

In der Altstadt von Celle befindet sich ein von Walter Brune in den 60er Jahren erbautes Kaufhaus, dass seit zwei Jahren leer steht. Auch wenn es im vergleichsweise viel Fläche versiegelt, passt es sich durch die Faltung in der Fassade und dem pyramiden-förmigen Dach gut in die kleinteilige Umgebung, die größtenteils aus Fachwerkhäusern besteht.

Funktion

Das Gebäude ist in öffentliche, halböffentliche und private Flächen geteilt, die im Kern des Gebäudes, dem subtropischen Hausgarten, verschmelzen. Als Besucherinnen betritt man das Gebäude durch die Bibliothek oder die Stadtmensa. Durch flexible Trennwände, Vorhänge und Pflanzkübel wird der polyvalente Raum in verschiedene Nischen unterteilt, die Räume für verschiedene Anlässe schaffen. Beispielsweise können so nach Bedarf Seminarräume entstehen oder getrennt werden. Einige innenliegende Bereiche sind mit Light Pipes ausgestattet, die indirektes Tageslicht vom Hausgarten bis ins Untergeschoss leiten, wo sich eine Mediathek und ein Maker Space befinden. Diese Orte ermöglichen über verschiedene Programme, wie beispielsweise Workshops, Begegnungen und den Austausch zwischen den Bewohnerinnen und Besucherinnen des Gebäudes. Der subtropische Hausgarten im ersten Obergeschoss ist das Herzstück des Gebäudes und bildet den sogenannten Dritten Ort. Dieses Atrium ist ganzjährig warm, hell und grün und dient sowohl den Besucherinnen als auch den Bewohnerinnen zur Erholung. Die Bewohnerinnen haben auch die Möglichkeit, sich auf ihren begrünten, halbprivaten Loggien zu erholen, falls sie das Bedürfnis nach Privatsphäre verspüren. Diese Loggien entstehen architektonisch durch die bestehende Fassade und eine neu eingebaute, weiter innen liegenden thermischen Hülle.
Um den Hausgarten herum befinden sich Wohnungen für ältere Menschen. Dabei folgt das Wohnkonzept dem Prinzip des betreuten Wohnens. Nach Bedarf lassen sich individuell Räume zu den Wohnungen der Bewohnerinnen zuschalten, wodurch eine Vielfalt an Wohntypen entsteht: Ein-Personen-Wohnungen, Ein-Personen-Wohnungen mit geteilten Räumen zu den Nachbarn, Wohngemeinschaften und mehr. Die Selbstständigkeit der einzelnen Bewohnerinnen wird durch die Gemeinschaft gestärkt. Diese Wohnform schafft die Grundlage Alterseinsamkeit vorzubeugen.

Umgang mit Bestand und Ökologie

Abbau des Bestands soll aus ökologisches und ethischen Gründen vermieden werden. So bleiben die Fassade, die beiden Funktionskerne, die Rolltreppe im Erd- und Untergeschoss und viele Teile des Rohbaus, erhalten. Der Bestandsfassade werden Panelle entnommen und eine neue innenliegende Fassade bildet die neue thermische Hülle. Die Bestandsfassade wird mit Rangpflanzen begrünt, sodass sie zur Biodiversität beitragen kann. Um Belichtungsqualität zu schaffen, werden für das Atrium Teile des Dachs und Teile von drei Deckenscheiben entnommen, sowie einige Stützen und Unterzüge. Dies geschieht ohne großen Aufwand, da es sich um Stahlbetonfertigteile handelt. Aus statischen Gründen wird die Decke im Erdgeschoss erneuert. Außerdem wird für die Bewässerung des Atrium ausschließlich Grauwasser verwendet, dass durch
ein Filtersystem aufbereitet wird.

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